Katrin Ruland, Gründerin & Geschäftsführerin von Noah Mobility

„Auch Freelancer*innen können ein unschlagbares Team bilden“

Katrin Ruland ist die Gründerin und Geschäftsführerin von Noah Mobility. Das ReloTech Startup bietet Privat- und Geschäftskund*innen die Möglichkeit, Umzüge komplett über eine App zu organisieren und abzuwickeln. Die Relocation-Unternehmerin ist davon überzeugt, dass freiberufliche Zusammenarbeit allen Beteiligten Vorteile bietet. Im Interview erklärt Katrin, welche Rolle Freelancer*innen bei Noah Mobility spielen, warum die Branche auf agile Strukturen angewiesen ist und wieso sich Wertschätzung für externe Mitarbeiter*innen auszahlt.

Katrin, du bist Unternehmerin und Startup-Gründerin in München. Welche Erfahrungen hast du in deiner Karriere mit dem Thema Freiberuflichkeit gemacht?

Ich habe 2001 als Freelancerin im Relocation-Business begonnen. Dabei haben mir der Umgang mit sowie die Wertschätzung und das Verständnis von Freelancer*innen häufig nicht gefallen. Und in meinen ersten Jahren als Arbeitgeberin habe ich stellenweise die gleichen Fehler gemacht, wie die Unternehmen, für die ich zuvor freiberuflich tätig war. Damals sind so viele Aufgaben auf mich eingeprasselt, dass es ein wenig gedauert hat, bis ich mir meinen eigenen Weg erarbeitet und wieder zu meinen ursprünglichen Zielen und Ideen zurückgefunden habe.

Du bist im Bereich Relocation, Global Mobility, People Mobility tätig. Welche Rolle spielen Freelancer*innen in dieser Industrie?

Die Industrie lebt von Selbstständigen. Nur mit einem gesunden, gut ausgewählten Pool an Freelancer*innen ist es möglich, angemessen auf den oft schwankenden Bedarf an Relocation-Dienstleistungen zu reagieren.

Welche Rolle spielen Freiberufler*innen bei Noah Mobility, deiner heutigen Firma?

Sie sind das Fundament unserer Firma. Deshalb ist ein fairer, respektvoller und partnerschaftlicher Umgang für mich selbstverständlich – und unbedingt erforderlich. Durch eine faire und schnelle Bezahlung empfinden Freelancer*innen eine entsprechende Wertschätzung und sind motiviert, gute Leistungen zu erbringen. Der Austausch zwischen in der Branche tätigen selbstständigen Berater*innen wird über unsere Plattform gewährleistet. Freiberufliche Arbeit als Vertragsform ist für mich eine sehr gute Variante der Zusammenarbeit. Ich möchte im Grunde ganz weg von dem Bild der Einzelkämpfer*innen. Auch Freelancer*innen können ein unschlagbares Team bilden.

Was verstehst du unter Gig-Economy oder Flash-Organisation?

Wir sind eine Art Gig-Economy beziehungsweise Flash-Organisation, da wir unsere Aufträge on the road mit der Unterstützung von Freelancer*innen den passenden Skills umsetzen. Bei der Realisierung der Projekte nutzen wir Crowdsourcing-Techniken; und dank unserer Plattform ARK ONE können die Projektprozesse schnell abgebildet werden. So haben alle Beteiligten den vollen Überblick über die Prozesse und wir können agil auf die Bedürfnisse unserer B2B-Kund*innen eingehen.

Freelancer*innen gehören rechtlich nicht zu deinem Unternehmen. Das bedeutet, sie sind nicht in die Organisation integriert. Was macht Noah Mobility attraktiv für Relocation-Berater*innen?

Es mag sein, dass die Freelancer*innen nach konventionellem Verständnis nicht zu meiner Organisation gehören. Aber in diesem Punkt ist ein Umdenken bitter nötig. Ohne die Unterstützung von Freelancer*innen sind Relocation-Unternehmen nicht in der Lage, agil auf den schwankenden Bedarf und die jeweiligen Projekte zu reagieren?

Was empfiehlst du einer Person, die überlegt als Relocation-Berater*in zu arbeiten? Gibt es eine spezielle Ausbildung?

Die IHK bietet seit ein paar Jahren eine Ausbildung zum beziehungsweise zur Relocation-Manager*in an. Das ist eine gute Möglichkeit, in den Bereich einzusteigen. Aber eine berufliche Ausbildung ist kein Muss. Bei Noah Mobility haben wir eine Art Buddy-Prinzip für besonders gut geeigneten Kandidat*innen mit Vorkenntnissen im Relocation-Bereich: Langjährige Berater*innen nehmen die Quereinsteiger*innen an die Hand und begleiten sie bei ihren ersten Schritten.

Was für Personen werden deiner Erfahrung nach Relocation-Berater*innen? Gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern?

Bei uns stellen sich ganz unterschiedliche Personengruppen vor. Viele haben bereits selbst Auslandserfahrung gesammelt – entweder während des Studiums als Expat oder mit umsiedelnden Partner*innen. Unterschiede zwischen den Ländern habe ich bisher nicht erkannt.

Warum werden überhaupt noch Relocation-Berater*innen gesucht? In Zeiten von Digitalisierung kann man doch alles digital und mobil über das Smartphone abwickeln?

Unsere App bietet den Nutzern die Möglichkeit, den gesamten Umzug im Alleingang zu organisieren. Allerdings habe ich in langjähriger Erfahrung die Überzeugung gewonnen, dass es sehr wichtig ist, die Mitarbeiter*innen im Entsendungsprozess an die Hand zu nehmen. Bei einem internationalen Umzug mit Familie sollten nicht nur die Organisation und Abwicklung, sondern auch interkulturelle Unterschiede, Sprachbarrieren und die Integration am neuen Standort berücksichtigt werden. Kurz: Relocation ist People Business und sollte persönlich erfolgen. Um die Frage zu beantworten: Ja, es werden weiterhin Relocation-Berater gesucht. In Zeiten, in denen alles digital erledigt werden kann, ist die menschliche Komponente umso wichtiger. In der Praxis kommt es häufig zu einer Kombination aus individueller Planung und persönlicher Betreuung: Die Umziehenden organisieren den Ortswechsel selbst und wenden sich bei Fragen gezielt an unsere Berater*innen.

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