Lisa Freudenthaler, Freelance Illustratorin und Art Direktorin

„Ein Kunde muss mich und meine Arbeit sympathisch finden“

Lisa Freundenthaler kennt die Agenturwelt. Nach dem Studium hat sie für bekannte Agenturen wie Jung von Matt und Antoni gearbeitet. Der Job gefiel ihr gut, doch sie wollte noch etwas anderes ausprobieren. Darum wagte die Illustratorin und Art Direktorin vor einem Jahr den Sprung in die Selbstständigkeit. Ihr Fazit fällt positiv aus: Sie genießt die Freiheit, Projekte und Arbeitszeiten selbst wählen zu können, und entdeckt bei sich unerwartete Fähigkeiten. Im Interview spricht Lisa über den Zusammenhang von Akquise und Smalltalk, ihre Vorliebe für Nachtarbeit und warum es ihr Spaß macht, „auch mal im Dreck zu wühlen“.

Hey Lisa, danke, dass du dir Zeit genommen hast. Kannst du ein paar Sätze über dich sagen. Wer bist du? Was machst du?

Ich bin Lisa Freudenthaler, wer mir auf Instagram folgt, kennt mich auch als „freu_di“. Ich habe Illustration und Grafikdesign studiert und bin dann in die Werbung gegangen. Dort habe ich als Art Direktorin gearbeitet. Nach ein paar Jahren Agentur habe ich mich dann selbstständig gemacht. Ich arbeite immer noch gerne als Art Direktorin, aber will jetzt auch mehr illustrieren. Ich bin sozusagen ein Hybrid.

Was für Kunden betreust du als Freelancerin?

Ich bin nicht spezialisiert, sondern arbeite für verschiedene Branchen – von der Immobilienbrache bis zu Kunst und Kultur. Am liebsten sind mir Jobs, in denen ich artdirektionelle und illustrative Arbeit kombinieren kann, wie zum Beispiel bei meiner Arbeit für die „Club Athleten“.

EY-Law-Spezialist Jan:

Auftraggeber sollten beim Einsatz von Freelancern darauf achten, dass diese nicht nur für sie tätig werden, sondern (in nennenswertem Umfang) auch andere Auftraggeber haben da dies sonst ein Indiz für Scheinselbständigkeit bzw. einen sogenannten „arbeitnehmerähnlichen Selbständigen“ sein kann.

Freelancer sollten daran denken, dass sie bei nur einem Auftraggeber ggf. zumindest als arbeitnehmerähnliche Selbständige unter die gesetzliche Rentenversicherungspflicht fallen können. In diesem Fall sind sie selbst für die Verbeitragung verantwortlich.

  Über Jan

Es gibt sicherlich auch Leser, die nicht aus der Medien-Branche kommen. Kannst du erklären, was genau du als Illustratorin machst?

Ich mache viele verschiedene Dinge, zum Beispiel Illustrationen für ein Plakat oder für Instagram. Ich habe auch schon Webseiten illustriert und Animationen gemacht, aber manchmal ist es auch ein Logo – eine bunte Mischung eben. Dabei arbeite ich meistens digital, entweder mit dem Grafik-Tablet oder mit einem iPad.

Wie kam es zu der Entscheidung, freiberuflich zu arbeiten?

Ich habe wirklich lange überlegt: Soll ich es versuchen? Brauche ich schon einen Kunden, damit ich eine Absicherung habe? Was mache ich, wenn ich keine Aufträge bekomme? Ich saß dann mit einer Freundin zusammen, die sich auch gerade selbstständig gemacht hat, und sie hat mir geraten, es einfach auszuprobieren. Sie hat gesagt: „Mach eine Liste und schreib auf, was schief gehen kann und was das Schlimmste Szenario ist, dass du dir vorstellen kannst. Und dann überleg dir, was du in dem Fall machen würdest.“ Das hat mir Mut gemacht. Wenn alle Stricke reißen und ich keine Aufträge bekomme, kann ich auch wieder in einer Agentur in Festanstellung arbeiten. Aber bisher läuft es sehr gut – trotz Corona.

Was sind die Vorteile der Selbstständigkeit?

Es kommt mir sehr entgegen, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann. Ich arbeite sehr gerne abends oder nachts. Wenn ich gebucht bin, dann geht es natürlich auch tagsüber. Aber wenn ich von zu Hause arbeite, dann setze ich mich lieber am Abend hin, statt morgens direkt durchzustarten. Und ich finde endlich die Zeit, meine eigenen Projekte umzusetzen.

EY-Law-Spezialist Jan:

Tatsächlich ist für die Abgrenzung zwischen Arbeitnehmern und Freelancern gerade einer der wichtigsten Punkte, dass Freelancer sich ihre Arbeitszeit und -orte grundsätzlich frei einteilen können müssen. Je weniger Freiheiten der Freelancer nach dem Vertrag oder auch in der tatsächlichen Praxis hat, desto mehr kann dies für eine Scheinselbständigkeit sprechen.

  Über Jan

Es gibt sicherlich auch Leser, die nicht aus der Medien-Branche kommen. Kannst du erklären, was genau du als Illustratorin machst?

Ich mache viele verschiedene Dinge, zum Beispiel Illustrationen für ein Plakat oder für Instagram. Ich habe auch schon Webseiten illustriert und Animationen gemacht, aber manchmal ist es auch ein Logo – eine bunte Mischung eben. Dabei arbeite ich meistens digital, entweder mit dem Grafik-Tablet oder mit einem iPad.

Wie kam es zu der Entscheidung, freiberuflich zu arbeiten?

Ich habe wirklich lange überlegt: Soll ich es versuchen? Brauche ich schon einen Kunden, damit ich eine Absicherung habe? Was mache ich, wenn ich keine Aufträge bekomme? Ich saß dann mit einer Freundin zusammen, die sich auch gerade selbstständig gemacht hat, und sie hat mir geraten, es einfach auszuprobieren. Sie hat gesagt: „Mach eine Liste und schreib auf, was schief gehen kann und was das Schlimmste Szenario ist, dass du dir vorstellen kannst. Und dann überleg dir, was du in dem Fall machen würdest.“ Das hat mir Mut gemacht. Wenn alle Stricke reißen und ich keine Aufträge bekomme, kann ich auch wieder in einer Agentur in Festanstellung arbeiten. Aber bisher läuft es sehr gut – trotz Corona.

Was sind die Vorteile der Selbstständigkeit?

Es kommt mir sehr entgegen, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann. Ich arbeite sehr gerne abends oder nachts. Wenn ich gebucht bin, dann geht es natürlich auch tagsüber. Aber wenn ich von zu Hause arbeite, dann setze ich mich lieber am Abend hin, statt morgens direkt durchzustarten. Und ich finde endlich die Zeit, meine eigenen Projekte umzusetzen.

Stichwort eigene Projekte: Zusammen mit deiner Kreativpartnerin Anja Michel hast du das Künstlerkollektiv „Friends with Benefits“ gegründet. Wie kam es dazu? Siehst du dich als Künstlerin?

Künstlerin ist für mich ein sehr großer Begriff. Ich würde mich wahrscheinlich nicht so nennen. Aber wenn ich etwas mache, was nicht für einen Kunden ist, sondern um meine eigene Welt oder meine Emotion auszuleben, ist das irgendwie auch Kunst. „Friends with Benefits“ ist mehr aus Zufall entstanden. Anja und ich haben ein Foto-Projekt umgesetzt, weil wir einfach Lust darauf hatten und daraus eine Ausstellung gemacht. Mit der Zeit hat es sich weiterentwickelt und es sind mehr Leute dazu gekommen. Wir haben vor Corona regelmäßig Ausstellungen gemacht und werden hoffentlich bald wieder damit anfangen.

Erzähl uns von deinen Erfahrungen als Freelancerin. Hat alles geklappt wie geplant? Welche Schwierigkeiten gab es? Was musstest du lernen?

Es ist wichtig, sich selbst zu organisieren. Am Anfang kommt ein bürokratischer Rattenschwanz auf einen zu. Ich habe mich da ein bisschen durchgewurschtelt, aber zum Glück hat es irgendwie geklappt. Ein anderes Learning war, Prioritäten zu setzen. Man sprüht vor Ideen, denkt man hat Zeit für alle möglichen Projekte, doch manchmal wird es dann zu viel.

Welche Fähigkeiten müssen erfolgreiche Freelancer*innen im Kreativbereich haben?

Ich versuche immer, mich zu hinterfragen: Machst du eigentlich gerne, was du gerade machst? Oder nur, weil es cool ist? Ich versuche, nur Aufträge anzunehmen, bei denen mir die Arbeit Spaß macht. Es macht mir zum Beispiel überhaupt keinen Spaß zu programmieren. Mich in Codes reinzudenken und nach Fehlern zu suchen, macht mich wahnsinnig. Dafür gefällt es mir sehr gut, Webseiten zu gestalten oder mir kreative Konzepte auszudenken. Außerdem ist es in unserer Branche sehr wichtig, sich immer weiterzuentwickeln, neugierig zu bleiben und neue Dinge zu lernen, damit man up to date bleibt.

Wenn ein Kunde dich engagiert, musst du dich sofort in ein neues Thema einarbeiten und schnell Ergebnisse liefern. Wie machst du das? Hast du einen kreativen Prozess?

Da bin ich relativ schnell – und wenn ich ein gutes Briefing habe sogar noch schneller. Ich versuche, mich in das Produkt oder die Marke einzulesen und die Zielgruppe zu verstehen. Dann finde ich Insights und kann darauf meine Ideen aufbauen. Wichtig ist mir hier auch der Austausch mit meinem Kunden und Kollegen. Am Ende hilft es, die Idee in einem Satz aufzuschreiben. Dann merkt man schnell ob sie Sinn ergibt. Braucht man ein halbes Buch, um eine Idee zu erklären, ist sie zu kompliziert gedacht.

Wenn ein Kunde dich engagiert, musst du dich sofort in ein neues Thema einarbeiten und schnell Ergebnisse liefern. Wie machst du das? Hast du einen kreativen Prozess?

Da bin ich relativ schnell – und wenn ich ein gutes Briefing habe sogar noch schneller. Ich versuche, mich in das Produkt oder die Marke einzulesen und die Zielgruppe zu verstehen. Dann finde ich Insights und kann darauf meine Ideen aufbauen. Wichtig ist mir hier auch der Austausch mit meinem Kunden und Kollegen. Am Ende hilft es, die Idee in einem Satz aufzuschreiben. Dann merkt man schnell ob sie Sinn ergibt. Braucht man ein halbes Buch, um eine Idee zu erklären, ist sie zu kompliziert gedacht.

Akquise ist ein wichtiges Thema für Freelancer*innen. Wie gehst du vor?

Ich dachte erst, es würde mir schwerfallen, aber es klappt ganz gut. Ich erzähle den Leuten beim Smalltalk, dass ich Freelancerin bin. Viele Leute interessiert es, was ich mache, darum fühlt es sich nicht so an wie ein Verkaufsgespräch. Außerdem hab ich mir durch die jahrelange Agenturerfahrung ein großes Netzwerk aufgebaut. Wenn bei Agenturen mal Not am Mann ist, wissen sie, dass sie mich anrufen können.

EY-Law-Spezialist Jan:

Bereits bei der Vertragsgestaltung sollten beide Parteien darauf achten, dass die Vertragsklauseln den Einsatz für weitere Auftraggeber zulassen.

Auch in der Praxis sollten zeitlicher Umfang und Dauer der Einsätze für einen Auftraggeber dem Freelancer ermöglichen, auch weiterhin für andere Auftraggeber tätig zu werden.

Ist dies praktisch nicht möglich oder sogar schon vertraglich untersagt, kann dies ein Indiz für Scheinselbständigkeit oder zumindest einen „arbeitnehmerähnlichen Selbständigen“ (Konsequenz: Pflichtversicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung) sein.

  Über Jan

Mach ein bisschen Eigenwerbung: Warum sollte ein Kunde gerade dich buchen?

Mir macht mein Job wirklich Spaß – und ich glaube, das merkt man auch. Ich setze mich gerne mit den Leuten auseinander und ich höre ihnen zu. Ich glaube, es ist wichtig zusammen an Lösungen zu arbeiten. Am Ende entscheidet immer die persönliche Ebene. Findet der Kunde mich und meine Arbeit sympathisch, dann werden wir gemeinsam etwas Tolles auf die Beine stellen.

Arbeitest du auch für internationale Auftraggeber?

Ich hatte schon ein paar Anfragen, aber bisher ist noch nichts daraus geworden. Für die Zukunft kann ich mir das aber gut vorstellen. Ich würde auch sehr gerne mal in einer anderen Stadt arbeiten. Das ist für mich das Schöne am freelancen: dass ich die die Möglichkeit habe, von überall aus zu arbeiten.

EY-Law-Spezialist Jan:

Beim Einsatz für internationale Auftraggeber muss immer auch das jeweilige Landesrecht mitberücksichtigt werden.

  Über Jan

Kommen wir nochmal zurück zur Bürokratie. Machst du deine Steuererklärung selbst – oder lässt du dich beraten?

Das ist eine der Arbeiten, bei der ich die Krätze bekomme. Darum habe ich einen Buchhalter. Früher habe ich meine Steuererklärung selbst gemacht und das war immer eine nervige Angelegenheit.

Was könnte der Staat deiner Meinung nach machen, um es Freelancer*innen in Deutschland zu erleichtern?

Das Thema Gründerzuschuss war für mich ein ziemlicher Hustle. Ich finde die Unterstützung aber sehr gut und fände es schön, wenn jeder die Chance hätte, das auf einfachen Wege zu beantragen. Damit man während des ersten Jahres beruhigt einschlafen kann.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, Unternehmerin zu werden und Mitarbeiter zu beschäftigen?

Ich ergänze mich sehr gut mit meinem Freund, Cedric. Er ist Fotograf und kümmert sich um die Umsetzung von Werbekampagnen. Ich übernehme die kreative Seite, entwickle Ideen und unterstütze tatkräftig bei der Planung und Umsetzung. Zusammen mit Tarek, einem Komponisten und Sounddesigner, der sich auf Werbefilme spezialisiert hat, und Kathi, einer Werbestrategin, haben wir unser eigenes Büro samt Foto/Film und Tonstudio eingerichtet. Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit, größere Kunden zu betreuen und ein breiteres Spektrum abzudecken. Das kommt der Tätigkeit einer Unternehmerin schon ziemlich nahe, und ich kann mir gut vorstellen, dass sich das zu etwas Größerem weiterentwickelt. Let’s see. Unsere Webseite heißt www.studiodropped.com.

EY-Law-Spezialist Jan:

Ein interessanter und wichtiger Gesichtspunkt: Wenn ein Freelancer als Unternehmer mindestens einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt und bei der Tätigkeit für den Auftraggeber einsetzt, ist dies ein starkes Indiz für tatsächliche Selbständigkeit und gegen Scheinselbständigkeit des Freelancers.

  Über Jan

Bei dir scheint es ganz gut zu laufen. Kannst du dir vorstellen, nochmal als Angestellte zu arbeiten?

Im Moment bin ich lieber selbstständig, aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Vielleicht arbeite ich irgendwann auch mal als Yoga-Lehrerin oder als Köchin. Ich brauche keinen strikten Plan.

Wir haben jetzt viel über dich als Kreative erfahren. Was gibt es noch über dich zu erzählen?

Ich bin ein kleiner Öko. Ich interessiere mich fürs Gärtnern und für Ernährung und habe seit fünf Jahren einen kleinen Garten außerhalb von Berlin. Das ist eine komplett andere Arbeit, aber mir macht es sehr viel Spaß, auch mal im Dreck zu wühlen als Ausgleich zum Büroalltag. Und ich versuche alles frisch zu kochen, wenn möglich, natürlich das, was ich selbst geerntet habe.

Website: lisafreudenthaler.com
Instagram: www.instagram.com/freu_di/

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